Überwinterung Europäischer Landschildkröten

Um ungünstige Temperaturperioden zu überbrücken, halten Landschildkröten aus europäischen Ländern wie Griechenland, Bulgarien, Frankreich, Italien etc. bei reduzierter Sonneneinstrahlung, veränderter Tag-Nacht-Länge und dauerhaften Temperaturen unter 10°C in eine Winterstarre.

Tiere, die während der Wintermonate "wachgehalten" werden, erleiden nicht mehr zu behebende Erkrankungen (z. B. Höckerbildung, Verfettung der Organe). Winterwache Tiere müssen gefüttert werden und nehmen dadurch stark an Gewicht zu, während artgerecht überwinternde Tiere in der Winterstarre ihr Gewicht nicht oder nur geringfügig verändern.

Die Vorbereitung der Tiere auf die Winterstarre beginnt bereits selbstständig ab August. Fallen die Temperaturen im September im Schutzhaus (von Frühbeet oder Gewächshaus) nachts unter 15°C, geht die Aktivität merklich zurück. Wenn im Oktober Tageslänge und Tageshelligkeit deutlich abnehmen, nehmen auch die Tiere immer weniger Nahrung zu sich, bis sie im November bei dauerhaft anhaltenden Nachttemperaturen im Schutzhaus von unter 10°C gar keine Nahrung mehr aufnehmen und nur noch sporadisch Aktivität zeigen. Die Tiere werden nach und nach inaktiv und ziehen sich auch tagsüber ins Laub zurück. Bei diesen Temperaturen benötigen die Tiere tagsüber weiterhin zusätzliche Wärme durch Strahler etc., damit auch jetzt noch mindestens stundenweise eine Aufwärmmöglichkeit von ca. 35°C gewährleistet bleibt. Nur so kann der Stoffwechsel weiterhin ablaufen. Entsprechend dem Aktivitätsverhalten der Tiere bleiben die Strahlerlampen bis ca. Anfang bis Mitte November angeschaltet, um in den Frühbeeten oder Gewächshäusern die eben genannte Temperatur von 9–15 Uhr zu gewährleisten. Die Tiere benötigen die kalten Nachttemperaturen. Bitte holen Sie daher die Tiere nicht ins Haus! Bei dauerhaften Minusgraden wird eine Heizmatte eingeschaltet, wenn also die Temperatur bei den Tieren im Schutzhaus unter ca. 2–3°C sinkt und ein weiteres Temperaturgefälle zu erwarten ist. Die Winterstarretemperatur sollte möglichst konstant bei ca. 4–5°C liegen.

Verschiedene Möglichkeiten der Winterstarre

Wegen der in unseren Häusern üblicherweise ganzjährig herrschenden relativen Wärme ist die Kühlschrank-Überwinterung immer beliebter geworden und hat sich bewährt. Ich empfehle insbesondere Neulingen in der Schildkrötenhaltung, einen zusätzlichen Kühlschrank für ihre Tiere bereitzuhalten. Temperatur und Substratfeuchtigkeit sind so optimal zu regulieren. Der Halter kann dadurch die Überwinterung problemlos überwachen. Selbstverständlich muss die Kühlschranktür ein- bis zweimal in der Woche für ca. 30 Sekunden geöffnet werden, damit ein Luftaustausch stattfinden kann.

Überwinterungssubstrat und -Behältnisse

Seit Jahren hat sich Gartenerde und Laub als Überwinterungssubstrat in meiner Schildkrötenhaltung bewährt. Genügend Substratfeuchte ist während der Überwinterung sehr wichtig, da die Tiere in dieser Zeit Flüssigkeit nur über die Haut aufnehmen. Wird dieser Faktor nicht beachtet, könnten die Tiere während der Winterstarre vertrocknen.Einzige Ausnahme bei den Europäischen Landschildkröten ist die Steppenschildkröte, die z. B. in trockenen Steppen überwintert. Sphagnum-Moos findet während der Winterstarre ebenfalls Verwendung. Besonders bei meinen Schlüpflingen nutze ich dieses Moos sehr gerne, da sich die Kleinen dort besser eingraben können als in normalem Laub.

Wichtig!

Auch wenn die Tiere beinahe den ganzen Winter über "schlafen", muss sich der Halter in dieser Zeit dennoch um sie kümmern. Besonders während der Vorbereitungszeit, der Aufwach- und der Aktivphase ist der Gesundheitszustand (insbesondere Nase, Augen, Maul, Haut, Panzer, Kot) ständig im Auge zu behalten.

Auch während der Winterstarre ist das Gewicht der Tiere regelmäßig zu kontrollieren. Gleichzeitig achte ich auf Temperatur und Substratfeuchte und kontrolliere beides regelmäßig. Extreme Verhältnisse wie zu warme (über 8°C) oder zu kalte Überwinterungen (unter 2°C) sowie zu trockenes oder zu feuchtes (nasses) Substrat sind zu vermeiden. Wenn möglich, sollte man dem fertiggestellten Überwinterungsort (z. B. Frühbeet, Keller) einen ‘Testlauf’ ohne Tiere bieten, um die Temperaturen über einen längeren Zeitraum zu überwachen. Ich achte bei der Überwinterung darauf, dass sich die Tiere ruhig im Substrat befinden. Sitzt eine Schildkröte auf dem Laub, sollte man das Tier kontrollieren und es wieder zurück ins Laub legen, wenn das Tier nicht zu viel Gewicht verloren hat und es einen gesunden Eindruck macht. Kommt das Tier wiederholt aus dem Laub, könnte die Temperatur zu hoch oder das Tier krank sein. In letzterem Fall ist s es wichtig, das Tier auszuwintern und es sofort einem schildkrötenerfahrenem Tierartzt vorzustellen.